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Verlegung weiterer 26 „Stolpersteine“ in Pforzheim

Am heutigen Vormittag wurden in Pforzheim weitere 26 „Stolpersteine“ verlegt. Damit gibt es insgesamt 296 Stolpersteine im Stadtgebiet.

v.l.: Hans Mann, Jonathan Bernstein, Yvonne Bernstein und Ehemann, Milly Levari, Ran Levari, BM Fillbrunn

Im Anschluss der Verlegung empfing Bürgermeister Frank Fillbrunn neben Vertretern der Initiative Stolpersteine und der Jüdischen Gemeinde Pforzheim auch Yvonne Bernstein mit Ehemann und Sohn Jonathan sowie Ran und Milly Levari. Bei der diesjährigen Stolpersteinverlegung wurde auch für Yvonne Bernstein sowie für Julie Wallerstein (Großmutter von Ran Levari) jeweils ein Stolperstein verlegt.

In seiner Begrüßung hob Bürgermeister Fillbrunn hervor, wie wichtig es sei sich in der historisch-politischen Bildungsarbeit, der Archivpädagogik und der Erforschung der Stadtgeschichte mit den Geschehnissen in der NS-Zeit auseinanderzusetzen. „Dabei ist es das besondere Verdienst der Initiative Stolpersteine, einen zentralen Beitrag dazu zu leisten, dass die Geschichte der Verfolgung und Ermordung der Opfer das Nationalsozialismus nicht nur als abstrakte historische Faktenkenntnis überliefert wird, sondern mit individuellen Schicksalen, mit Namen und Personen verknüpft wird - sichtbar und präsent im heutigen Stadtbild“, so der Dezernent weiter. Bevor er die Anwesenden zu einem gemeinsamen Austausch einlud, versicherte Bürgermeister Fillbrunn dass das Geschehene nicht vergessen würde: „Wir können das unsagbare Leid nicht wieder gutmachen, das jüdische Pforzheimerinnen und Pforzheimer hier erleben mussten. Aber wir wollen und können Ihnen zusichern: Wir werden Sie, wir werden Ihre Angehörigen nicht vergessen.“

Das Projekt Stolpersteine will die Erinnerung an die Vertreibung und Vernichtung der Juden, der Sinti und Roma, der politisch Verfolgten, der Homosexuellen, der Zeugen Jehovas und der Euthanasieopfer während der Diktatur der Nationalsozialisten lebendig halten. In Pforzheim werden sie durch eine Kooperation der Löblichen Singergesellschaft von 1501 Pforzheim und der Initiative Stolpersteine Pforzheim realisiert.

 

Kurzbiografien von Julie Wallerstein und Yvonne Bernstein

Julie Wallerstein wurde am 27. November 1881 in Pforzheim geboren. Am 20. April 1909 heiratete sie den Textilhändler Herrn Emanuel Snatager in Köln. Das Ehepaar bekam drei Söhne und zog am 3. Mai 1909 von Kassel nach Zutphen/NL. Am 20. Januar 1943 wurde Frau Snatager von Zutphen aus in das Lager Westerbork eingeliefert und am 29. Januar 1943 nach Auschwitz deportiert. In den Akten ist ein offizielles Todesdatum mit dem 1. Februar 1943 vermerkt.

Ursula Mayer, jetzt Yvonne Bernstein, wurde am 31. März 1937 in Pforzheim als Ursula Mayer geboren. Als der Vater von einer Geschäftsreise im November 1938 nicht mehr nach Hause kam, beantragte die Mutter ein Visum zur Emigration nach England. Da sie das Visum nur für sich selbst erhielt, entschloss sie sich, die Tochter zur ihrer Schwester nach Sarrebourg/Lothringen zu bringen. Als die Mutter zu ihrem Mann nach England floh, blieb Ursula bei der Tante und Cousine. Zum Schutz nahm sie den Namen Yvonne an und erlebte das Kriegsende mit Tante und Cousine versteckt in Paris. Nach Ende des 2. Weltkrieges holte sie ihr Vater nach England. Heute ist sie verheiratet und lebt in London.