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Über 30 Jahre Friedensarbeit in Gernika

Im Rahmen des Begleitprogramms zur Ausstellung „…eines Freundes Freund zu sein - Pforzheim und seine Partnerstädte“ zeigte das Kommunale Kino einen Film des Friedensforschungsinstitutes Gernika Gogoratuz, „Gernika. Stadt des Friedens. Gespräche“, in Anwesenheit von Vertretern des Instituts.

Am 26. April 1937 wurde die heilige Stadt der Basken – die Pforzheimer Partnerstadt Gernika – während des spanischen Bürgerkriegs von der deutschen Legion Condor und italienischen Flugzeugen bombardiert und weitgehend zerstört. In der unverteidigten Stadt starben mehrere hundert Zivilisten. 2017 nahmen Dieprand von
Richthofen, ein Verwandter des Stabschefs der Legion Condor Wolfram von
Richthofen, und Karl Benedikt von Moreau, ein Verwandter eines Piloten, an den Gedenkfeiern zum 80. Jahrestag der Bombardierung teil. Dabei entstand ein 41-minütiger Film des Friedensforschungsinstituts Gernika Gogoratuz, in dem die beiden Nachkommen ihre Gründe erklären, die sie zur Teilnahme bewogen haben, und sich heute mit verschiedenen Initiativen für Frieden und Versöhnung einzusetzen.

Frank Neubert, Erster Vorsitzender des Vereins zur Förderung der Kinokultur e. V., begrüßte die Gäste aus Gernika, die Leiterin des Friedensforschungsinstituts, Maria Oianguren, und Andreas Schäfter, ihren Mitarbeiter. Das Friedensforschungszentrum Gernika Gogoratuz besteht bereits seit 1987, seit dem 50-jährigen Gedenktag der Bombardierung Gernikas am 26. April 1987. Das Ziel der Arbeit ist, zum Frieden auf der Welt beizutragen. Bis zur Entstehung des Films war es ein langer Prozess und der Film ist auch als Frucht der über 30-jährigen Arbeit zu betrachten. Eine Aufgabe des Instituts ist die Ausrichtung der Internationalen Friedenstage, die im Rahmen des Gedenktages in Gernika bereits seit 1991 stattfinden. Das Motto lautet, lokal zu handeln und global zu denken.

Andreas Schäfter gab einen Einblick, wie die Bevölkerung Gernikas den Gedenktag begeht. Dort gibt es am 26. April verschiedene Stationen des Erinnerns. Es wird George Steer gedacht, der als Kriegsjournalist den Angriff auf Gernika weltweit bekannt machte. Sein Bericht war auch ein Grund für die Entstehung des berühmten Picasso-Gemäldes „Guernica“. In Gernika findet an diesem Tag die Friedenspreisverleihung statt und vor dem gemeinsamen Gedenken auf dem Friedhof treffen sich die Überlebenden des Angriffs bei einem offiziellen Mittagessen. Zur Uhrzeit des Angriffs um 16.00 Uhr werden die Sirenen gestartet und man verharrt in vier Schweigeminuten, da der Angriff 4 Stunden dauerte. Am Abend wird seit 2012 alle zwei Jahre ein großes Straßentheater an verschiedenen Stellen in der Stadt inszeniert "Gernika Sutan" (Gernika in Flammen), das von circa 200 Menschen in Gernika aufwändig vorbereitet wird und die Straßen voll mit Zuschauern sind. Nach der Bombardierung Gernikas am 26. April 1937 begann eine sehr schwere Zeit in Spanien, da die Franco-Truppen den Bürgerkrieg gewonnen hatten. Es folgte Repression und Tod im ganzen Land. Auch in Gernika haben sich die Gedenkveranstaltungen immer wieder verändert und angepasst, um zukunftsweisend zu sein und nicht in der Vergangenheit zu verweilen. In der baskischen Partnerstadt ist dabei auch die Kulturinitiative Gernikako Lobak (die Enkel) sehr engagiert.

Der gezeigte Film thematisiert die kritische Auseinandersetzung mit der Vergangenheit zur Zeit des spanischen Bürgerkrieges durch die Nachfahren von Mitgliedern der Legion Condor mit dem Ziel, heute mit ihren Familien für Frieden, Versöhnung und Völkerverständigung einzutreten und damit zur Familienvergangenheitsbewältigung beizutragen. Dieprand von Richthofen und Karl Benedikt von Moreau hatten die Gelegenheit, den heute 96-jährigen Zeitzeugen Luis Iriondo zu treffen, der sie als Freund mit offenen Armen empfing. Dafür waren sie sehr dankbar und wiesen darauf hin, wie wichtig es ist, Europa als einen Ort des Friedens zu verstehen und das Europaverständnis mehr daraufhin auszulegen. Gernika steht als Symbol für den Frieden, wie unter anderem durch das Projekt „Astra“ sichtbar wird, eine umgebaute Waffenschmiede, die heute ein modernes Versammlungshaus und Treffpunkt für junge Leute ist.

Das Publikum ging gerne und sehr interessiert auf die Möglichkeit ein nach dem Film mit den Vertretern des Friedensforschungsinstituts Gernika Gogoratuz ins Gespräch zu kommen.