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Stadtarchiv und der französische Verein „Les Amis de Pforzheim“ starten Kooperation

Erinnerung an Pforzheimer Zwangsarbeiter aus den Vogesen:

Mit Unterstützung der Deutsch-Französischen-Gesellschaft zu Besuch im Stadtarchiv: Christian Claudel aus La Bresse mit Bernhilde Starck von der DFG (l.) und Archivleiterin Klara Deecke (Foto: © Stadt Pforzheim; Eugen Schüle)
Auf den Spuren französischer Zwangsarbeiter in Pforzheim: Stadtarchiv-Praktikantin Fabienne Bitz zeigt Christian Claudel zeitgenössische Dokumente zur Zwangsarbeit in Pforzheim (Foto: © Stadt Pforzheim; Klara Deecke)
Im Schützenhaus Büchenbronn waren einige der aus den Vogesen verschleppten Zwangsarbeiter untergebracht, die im Forst arbeiten mussten (Foto: © Stadt Pforzheim; Klara Deecke)

Unter den Tausenden Menschen, die in der Zeit des Nationalsozialismus in Pforzheim zur Arbeit gezwungen und ausgebeutet wurden, zählte auch eine Gruppe von über 600 Franzosen. Sie wurden am 8./9. November 1944 aus den Vogesendörfern La Bresse, Cornimont und Ventron deportiert und nach Pforzheim verschleppt, wo sie in der Stadt und im Umland in Rüstungsfabriken, der Stadtverwaltung, im Forst, bei Bauern und Handwerkern bis März 1945 schwerste Arbeit unter unmenschlichen Bedingungen leisten mussten. 18 von ihnen wurden beim Luftangriff am 23. Februar 1945 getötet. Weitere fünf verstarben an den Folgen oder aus anderen Ursachen.

Inzwischen besteht seit vielen Jahrzehnten ein freundschaftlicher Austausch zwischen der Stadt Pforzheim und den Vogesengemeinden, die von Verbindungen der Deutsch-Französischen-Gesellschaft Pforzheim und dem französischen Verein „Les Amis de Pforzheim“ begleitet werden. Aus diesen Kontakten ist nun ein Projekt entstanden, das die wenigen erhaltenen Quellen zu den französischen Zwangsarbeitern im Pforzheimer Stadtarchiv durch Dokumente der Betroffenen und ihrer Familien ergänzt. Aus diesem Anlass hat vergangenen Christian Claudel aus La Bresse Freitag das Stadtarchiv Pforzheim besucht. Er übergab u. a. die verschriftlichten Erinnerungen seines Onkels an die Zwangsarbeit sowie die Kopie eines Schreibens der Pforzheimer Schmuckfirma  E. G. Bek, in der die letzten Stunden eines der am 23. Februar 1945 getöteten Zwangsarbeiters geschildert werden. Bei einer anschließenden Archivführung mit Quellen zur Zwangsarbeit sowie detaillierten Recherchen konnten auch Informationen ermittelt werden, die den Nachfahren von Zwangsarbeitern in La Bresse noch nicht bekannt waren. Eine Exkursion zur Bek’schen Fabrikvilla in der Schwarzwaldstraße sowie zum Schützenhaus in Büchenbronn, in dem zahlreiche zur Zwangsarbeit im Wald herangezogene Männer aus den Vogesen einquartiert waren, ergänzten den Besuch im Stadtarchiv. Nach dem arbeitsintensiven, aber ergebnisreichen Treffen waren sich die Kooperationspartner einig: Die Zusammenarbeit und der Austausch von Archivdokumenten sollen fortgesetzt werden.