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„Sabine“ verursacht Schaden eines ganzen Jahres an innerstädtischen Bäumen

Bilanz zu Baumbeständen in städtischen Grünanlagen und im Stadtwald

An einem einzigen Tag hat Orkan „Sabine“ an den innerstädtischen Bäumen den durchschnittlichen Schaden eines ganzen Jahres verursacht. Zu diesem Ergebnis kommen das Grünflächen- und Tiefbauamt und das Amt für Umweltschutz der Stadt Pforzheim in einer gemeinsamen Bilanz zu den Auswirkungen des Sturms auf die Baumbestände in städtischen Grünanlagen und im Stadtwald, nachdem die unmittelbaren Sicherungsmaßnahmen abgeschlossen und die Beseitigung der Schäden bereits fortgeschritten sind. Gleichwohl, so die Einschätzung, sei die Stadt damit insgesamt noch glimpflich davongekommen.

Wie das Grünflächen- und Tiefbauamt mitteilt, sind in den öffentlichen Grünanlagen, auf den Friedhöfen und im Wildpark insgesamt rund 150 Bäume umgestürzt oder mussten gefällt werden. Davon entfallen auf die Friedhöfe rund 50 Bäume, die umgeworfen oder soweit vorgeschädigt wurden, dass sie gefällt werden mussten. An einigen Gräbern entstanden dadurch Beschädigungen an Grabsteinen und Grabeinfassungen. In den öffentlichen Grünanlagen wurden ebenfalls rund 50 Bäume umgeworfen oder so stark geschädigt, dass sich aus Sicherheitsgründen eine Fällung nicht vermeiden ließ. Weitere rund 50 Bäume sind dem Sturm im Bereich des Wildparks zum Opfer gefallen. Daneben wurden an zehn Stellen Schäden an den Zäunen sowie ein gebrochener Lichtmast auf dem Parkplatz festgestellt. Verletzte oder abhandengekommene Tiere gibt es hingegen nicht.

Im gesamten Stadtgebiet müssen die Baumkontrolleure allerdings die Bäume noch genauer überprüfen. Nach Sturmereignissen kommt es immer wieder vor, dass Äste in den Kronen liegen oder angebrochen im Baum hängen. Ebenso kann es bei den Bäumen infolge des Sturms zu Schiefstellungen kommen, die ebenfalls nicht unberücksichtigt bleiben können. Sowohl auf den Friedhöfen als auch in den Grünanlagen sollen die Bäume nachgepflanzt werden. Allein für die vorgesehenen Nachpflanzungen veranschlagt das Grünflächen- und Tiefbauamt rund 120.000 Euro. Hinzu kommen rund 40.000 Euro für Reparaturarbeiten am Wildpark.

Der Pforzheimer Stadtwald ist nach Einschätzung des Amtes für Umweltschutz mit vergleichsweise geringen Schäden davongekommen. Die angefallene Sturmholzmenge entspricht etwa 5 Prozent einer normalen Jahresnutzung. Insgesamt rund 700 bis 800 Bäume wurden im Stadtwald durch „Sabine“ geworfen oder gebrochen. Vorwiegend handelt es sich um einzelne Würfe, die sich über den ganzen Stadtwald verteilen. Flächenmäßige Schadensschwerpunkte sind nicht feststellbar.

Aktuell sind zahlreiche Waldwege noch durch vereinzelte umgestürzte Bäume versperrt. Die Forstverwaltung arbeitet mit Hochdruck daran, bis zum Wochenende die Hauptwegeachsen im Wald wieder zu öffnen. Die übrigen Forstwege und Fußpfade sollen im Laufe der nächsten Woche wieder zugänglich gemacht werden. Da für die kommenden zwei Wochen weiterhin immer wieder stürmisches Wetter angekündigt ist, werden Waldbesucher gebeten, besondere Vorsicht walten zu lassen und bei Sturmgefahr Spazierwege außerhalb des Waldes zu nutzen.

In der Rückschau sieht sich die Forstverwaltung in ihrer Herangehensweise bestätigt, dass im letzten Jahr alle durch die extremen Hitze- und Dürrejahre 2018 und 2019 abgestorbenen Bäume entlang der öffentlichen Straßen aus Gründen der Verkehrssicherung entnommen wurden. Ohne diese Maßnahmen hätte der Orkan „Sabine“ zu wesentlich mehr Straßensperrungen geführt. Einmal mehr hat sich bei den im Zuge des Klimawandels immer häufiger auftretenden starken Sturmereignissen zudem die besonders naturnahe Zusammensetzung des Stadtwaldes mit hohen Anteilen der heimischen Baumarten Buche, Eiche und Weißtanne bewährt. Nach den Dürreschäden von 2018 und 2019 in ganz Deutschland bringen die Sturmschäden weitere Probleme mit sich: Insbesondere in Mittelgebirgslagen und in Waldgebieten mit hohen Nadelholzanteilen sind – anders als in Pforzheim – erneut erhebliche Sturmholzmengen angefallen. Damit  bleibt die Borkenkäfergefahr weiterhin sehr hoch.

„Der menschengemachte Klimawandel ist ein wissenschaftlich erwiesener Fakt, der schon heute enorme Auswirkungen auf unsere Lebenswelt hat“, so Pforzheims Oberbürgermeister Peter Boch. Es sei an der Zeit, dass die Stadt ihren Beitrag zur Bewältigung leiste. Umweltbürgermeisterin Sibylle Schüssler ergänzt: „Wir stehen hier vor einer großen Herausforderung, aber ich bin optimistisch, dass wir mit unserem Klima-Aktionsplan, der nächste Woche im Gemeinderat zur Abstimmung steht, sowohl unseren Anteil am Treibhausgasausstoß wirksam verringern als auch spürbar Anpassungen an die Folgen des Klimawandels vornehmen können, die bereits jetzt auftreten.“ Ausgehend von der Anerkennung des Klimawandels als ernster Herausforderung will die Stadt kurz-, mittel- und langfristig Maßnahmen treffen, um dieser auf zahlreichen Handlungsfeldern zu begegnen. Als erste Schritte sind eine Neuauflage der städtischen Baumschutzsatzung sowie ein auf zehn Jahre angelegtes Pflanzprogramm für 4000 Bäume vorgesehen, um den Auswirkungen der zunehmenden Extremwetterereignisse auf die für das städtische Klima und Ökosystem bedeutsamen Baumbestände entgegenzuwirken. Zudem steht die Energiebilanz der Verwaltung und der öffentlichen Gebäude auf dem Prüfstand. Darüber hinaus will die Stadt ihr Klimaschutzkonzept als Handlungsplan zur Einsparung von Energie und CO2-Emissionen fortschreiben und aktualisieren. „Wir wollen, dass Pforzheim bis 2030 55 Prozent weniger CO2 ausstößt und sich bis 2050 zu einer klimaneutralen Stadt entwickelt“, gibt Schüssler die Zielmarke vor. „Dazu müssen wir den Klimafolgen durch Maßnahmen bei der Stadtklimatologie, der Stadtbegrünung und der Förderung einer klimafreundlichen Mobilität mit ÖPNV, Rad- und Fußverkehr entgegentreten.“