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Pforzheimer Zeitgeschichte mit spitzer Feder kommentiert

300 Karikaturen des Pforzheimers Gerald Manz im Stadtarchiv

Karikaturist Gerald Manz, Sammlungsarchivarin Andrea Binz-Rudek (r.) und Archivleiterin Klara Deecke mit dem neuen Archivbestand
Karikaturist Gerald Manz, Sammlungsarchivarin Andrea Binz-Rudek (r.) und Archivleiterin Klara Deecke mit dem neuen Archivbestand (Foto: Schüle, Stadtarchiv Pforzheim)
Gerald Manz
Gerald Manz mit seinen Karikaturen, die nun als Archivgut allen Interessierten im Stadtarchiv zugänglich sind (Foto: Deecke, Stadtarchiv Pforzheim)

Begonnen hat es 1984 mit einem gezeichneten Leserbrief an Pforzheimer Zeitung bezüglich der umstrittenen Gebühren für die Kinderrutsche im Wartbergbad. Seit den 1990er Jahren zeichnete Gerald Manz seine Karikaturen dann regelmäßig für den Pforzheimer Kurier und die Badischen Neuesten Nachrichten. Unlängst hat der Pforzheimer Karikaturist rund 300 seiner Karikaturen dem Stadtarchiv übergeben.

„Beim Sortieren meiner Zeichnungen während des Corona-Lockdowns im vergangenen Winter staunte ich nicht schlecht, dass viele der Motive zum Pforzheimer Stadtgeschehen, von denen viele vor nahezu drei Jahrzehnten entstanden sind, auch das heutige Datum tragen könnten“, erklärt Gerald Manz die Entscheidung, dem Stadtarchiv seine Werke zu übergeben: „Die Pforzheimer Stadtgeschichte zeigt somit nicht nur eine fortschreitende Entwicklung, sondern dokumentiert in vielen Bereichen ebenso eine Wiederholung oder gar Konsolidierung von Strukturen. Die Zeichnungen an einem Ort zu wissen, zu dem sie ihren direkten Bezug haben, ist mir ein Anliegen gewesen.“

Kulturbürgermeisterin Sibylle Schüssler zeigt sich erfreut über den Neuzugang an Archivgut: „Diese einzigartige Sammlung, die der Pforzheimer Kommunalpolitik den Spiegel vorhält, steht nun im Stadtarchiv allen Interessierten offen“, freut sich Schüssler. Selbst mit spitzer Feder auf einer Karikatur verewigt, zollt sie dem Schaffen von Gerald Manz Anerkennung: „Die Karikaturen von Gerald Manz sind kritisch und treffend, zielen aber niemals unter die Gürtellinie. Diese Satire bereichert den politischen Diskurs und fordert dazu heraus, die eigenen Positionen zu hinterfragen.“ Dass die überspitzt-ironischen Kommentare zur Kommunalpolitik für künftige zeitgeschichtliche Fragestellungen aussagekräftige Quellen sein können, liegt auf der Hand und macht das Stadtarchiv zum passenden Verwalter der Sammlung.

Recherchiert werden kann das Oeuvre online im Rechercheangebot des Stadtarchivs (https://www.stadtarchiv-pforzheim.findbuch.net/) als Bestand S71. Die Themenvielfalt umfasst dabei mit Bildung, Sozialem, Kultur, Sport, Umwelt, Verkehr, Finanzen und vielem anderen mehr das ganze Spektrum der Pforzheimer Lokalpolitik und Stadtgesellschaft. Angesehen werden können die Karikaturen im Lesesaal des Stadtarchivs. Auf der Website des Stadtarchivs (https://www.pforzheim.de/stadt/stadtgeschichte/stadtarchiv/schatzkammer.html) steht außerdem eine kleine Auswahl von Karikaturen mit Erläuterungen online. Damit die Archivnutzerinnen und -nutzer mit den Karikaturen arbeiten können, hat Diplom-Archivarin Andrea Binz-Rudek den Bestand in den letzten Monaten bearbeitet und in der Datenbank des Stadtarchivs erfasst: „Das Verzeichnen war nicht nur amüsant, sondern auch deshalb besonders angenehm, weil die Unterlagen bereits vorbildlich geordnet waren.“

Geschichte wiederholt sich nicht, sagt man. Daher erstaunt, wie viele der Karikaturen unabhängig vom Entstehungsjahr inhaltlich noch oder wieder hoch aktuell sind. Auch historisch gesehen standen manche Pforzheimer Themen immer wieder auf der Agenda. Aus dieser Beobachtung entstand die Idee, im kommenden Jahr eine „Archivführung in zehn Karikaturen“ anzubieten. Im Rahmen der Reihe Montagabend im Archiv und in Kooperation mit der Löblichen Singergesellschaft von 1501 Pforzheim zeigen Gerald Manz und Archivleiterin Klara Deecke an Karikaturen aus den Bereichen Verkehr, Kultur, Politik, Wirtschaft, Umwelt und Sport, welche historischen Quellen und Dokumente dazu im Stadtarchiv verwahrt werden und wie sie recherchiert und genutzt werden können.

Die Kooperation zwischen Gerald Manz und dem Stadtarchiv ist mit der Übergabe der Karikaturen an die Öffentlichkeit also noch lange nicht beendet.