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„Mit dem Herzen dabei, mit dem Herzen entschieden“ - Mohamed Zakzak ist der neue Inklusionsbeauftragte

Mit einem breiten Lächeln begegnet Mohamed Zakzak seinen Mitmenschen. Manchmal starren sie ihn an, aber darüber kann der 41-Jährige längst hinwegsehen. Über was er allerdings nicht wegsehen kann, ist die Benachteiligung von Menschen mit Behinderung. Mit vollem Einsatz möchte Zakzak für sie und die Chancengleichheit kämpfen und tritt dafür am 1. Februar die Stelle als neuer Inklusionsbeauftragter der Stadt Pforzheim an.

Mohamed Zakzak kümmert sich als Inklusionsbeauftragter um alle Belange von Menschen mit Behinderung.

Ein Unbekannter in der Verwaltung ist der gebürtige Libanese nicht. Vor elf Jahren hat er als Schulsozialarbeiter beim Amt für Bildung und Sport angefangen und sich bis zum Teamleiter, inzwischen beim Jugend- und Sozialamt, hochgearbeitet. „Ich liebe es mit Menschen zusammenzuarbeiten, die Arbeit mit den Jugendlichen hat mir dabei immer sehr viel Spaß gemacht“, blickt Zakzak zurück. Nun sei es aber an der Zeit ein neues Arbeitsumfeld anzugehen. Die Entscheidung dazu war eine Herzenssache: „Ich bin bei allem immer mit meinem Herzen dabei und mit dem Herz habe ich mich auch entschieden.“

Für sein neues Tätigkeitsfeld hat sich der Diplom Pädagoge feste Ziele gesetzt. So möchte er Barrieren abbauen. Dabei käme es nicht nur auf barrierefreie Gebäudeeingänge und Straßenkreuzungen an, vielmehr „möchte ich vor allem die Barrieren in den Köpfen der Menschen überwinden. Jeder Mensch ist gleich und jeder hat genau dieselben Rechte.“ Damit das funktioniert, will Zakzak Brücken bauen und als Vermittler agieren. Dazu besucht er Unternehmen und ist auch bei Besprechungen für Neubauten vertreten, um sich ein Bild von der Barrierefreiheit sowie Chancengleichheit zu machen. „Menschen mit Behinderung sollten vielmehr eingebunden werden und das gleich von Beginn an“, erklärt er.

Denn Mohamed Zakzak weiß wovon er spricht. Er selbst ist seit seinem fünften Lebensjahr auf Krücken und seinen Rollstuhl angewiesen. Als Fünfjähriger bekam Zakzak in seiner damaligen Heimat Beirut starkes Fieber, fiel darauf für ein dreiviertel Jahr ins Wachkoma. Seine Überlebenschancen lagen bei unter einem Prozent, doch er kämpfte sich zurück ins Leben. Seit dem kann er nicht mehr laufen, hat einen Großteil seiner Muskeln verloren. Aufgeben war für ihn jedoch nie eine Option. Als zehnjähriger flieht er aus dem kriegsgeprägten Libanon allein nach Deutschland. „Meine Eltern wollten immer nur das Beste für mich und haben für mich hier in Deutschland bessere Chancen gesehen.“ Sein Weg führte ihn zunächst zu seinem Onkel ins Saarland, dann ins Heim. Bis ihm ein „Engel“, so nennt er seine damalige Ärztin, Pflegeltern vermittelte. Er besuchte zunächst eine Sonderschule, dann ein Gymnasium und schaffte im Alter von 20 Jahren das Abitur. „Meine Mutter hat mich immer bestärkt, das zu machen, was ich will. Das ich alles werden kann. Und ich wusste, ich will studieren.“ Für sein Studium zog Mohamed Zakzak nach Köln und machte sein Diplom in Sozialpädagogie. Danach folgten Praktika und schließlich kam der 41-Jährige 2007 nach Pforzheim.

Als Inklusionsbeauftragter kümmert er sich jetzt um die Belange von allen Pforzheimern Bürgerinnen und Bürger mit Behinderung. So achtet er unter anderem darauf, dass Unternehmen und die Verwaltung eine „leichte Sprache“ für Gehörlose verwenden, dass der Zugang zu kulturellen Angeboten gegeben ist und auch der Sport nicht zu kurz kommt. „Ich war Südwestmeister im Rollstuhlschnellfahren und sogar 3. bei den deutschen Meisterschaften“, sagt Zakzak stolz. In mehreren Ligen spielte er zudem Rollstuhlbasketball und gibt an, dass „wir viel öfters über diese Sportarten berichten und darauf Aufmerksam machen sollten.“

Für den Sport hat Mohamed Zakzak inzwischen nur noch wenig Zeit. Einen Ausgleich zu seiner Arbeit findet er in Büchern, auf ein bestimmtes Thema lässt er sich allerdings nicht eingrenzen: „Ich lese gerne Sachbücher, ob Religion, Politik oder Geschichte – alles interessiert mich.“ Seine Offenheit spiegelt sich auch in seinem Hobby wieder. „Ich reise sehr gerne. Ich liebe die verschiedenen Kulturen und beim Reisen neue Menschen kennenzulernen. Ich bin einfach ein Weltenmensch“, beschreibt sich Zakzak und sein breites Lächeln erscheint wieder.