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Kunststaatssekretärin Petra Olschowski stellt Reuchlin Digital online

Innovation in der Museumspädagogik

Staatssekretärin Petra Olschowski vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, Kulturbügermeisterin Sibylle Schüssler und stellvertretende Leiterin des Kulturamts Claudia Baumbusch bei der Onlinestellung des Portals „Reuchlin digital“ © Stadt Pforzheim; Natalie Hüeber
Staatssekretärin Petra Olschowski und Kulturbürgermeisterin Sibylle Schüssler beim Rundgang durch „Reuchlin digital“ im Museum Johannes Reuchlin © Stadt Pforzheim; Natalie Hüeber

Staatssekretärin Petra Olschowski vom Ministerium für Wissenschaft, For-schung und Kunst Baden-Württemberg gab gestern im Museum Johannes Reuchlin den Startschuss für die Plattform „reuchlin-digital.de“. Der Besuch der Staatssekretärin in Pforzheim markierte zugleich den offiziellen Abschluss des Förderzeitraums von Reuchlin Digital.

„Ich freue mich außerordentlich, dass wir heute dank der finanziellen Förderung des Landes mit Reuchlin Digital ein Vorzeigeprojekt für den digitalen Wandel im Museum präsentieren können,“ begrüßte Kulturbürgermeisterin Sibylle Schüssler die Delegation aus Stuttgart. „Die Digitalisierung unserer Museumslandschaft ist eine der größten aber auch eine der schönsten Herausforderungen und wichtiger Baustein unserer „Smart City“ Entwicklung.“

„Mit kultureller Bildung, Medien- und Demokratiebildung leisten die Museen einen wertvollen Beitrag für den Zusammenhalt der Gesellschaft“, sagte Kunststaatssekretärin Petra Olschowski. „Das Projekt Reuchlin Digital ist ein gutes Beispiel dafür, wie es mit innovativen und spielerischen Mitteln gelingen kann, dass sich Jugendliche und Erwachsene aller Gesellschaftsschichten und Kulturen mit unseren grundlegenden demokratischen Werten wie Toleranz und Meinungsfreiheit auseinandersetzen."

Seit Oktober 2018 hatte ein interdisziplinäres Team um die stellvertretende Kulturamtsleiterin Claudia Baumbusch, den Informatiker und Medienpädagogen Daniel Autenrieth und der Kunsthistorikerin Eleni Engeser das vom Innovationsfonds Kunst des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst geförderte Modellprojekt Reuchlin digital entwickelt. Dr. Thomas Schmidt, Leiter der Arbeitsstelle für Literarische Museen, Archive und Gedenkstätten in Baden-Württemberg, hat als Mentor, Förderer und Mitglied des Lenkungskreises den Besuch der Staatssekretärin angeregt und organisiert.

Dr. Thomas Schmidt stellte zunächst die Vorgeschichte des Projekts vor und hob zugleich die zukunftsfähigen Transferpotenziale von Reuchlin Digital für andere Museen heraus, ehe sich Frau Staatssekretärin Petra Olschowski in einem Rundgang durch das Museum von der herausragenden Arbeit des Projektteams überzeugen konnte. Auf jeder Ebene präsentieren sich die innovativen Formate, die für Schulklassen aller Schularten ab Klassenstufe 7 entwickelten wurden. Diese bieten digitale und analoge Zugänge zu Johannes Reuchlin und seinen Botschaften, die heute aktueller sind denn je.

Reuchlins Einsatz für Toleranz und Menschenrechte war handlungsleitend für das Konzept von Reuchlin Digital, das mit Design Thinking Methoden und einem hohen Grad an Beteiligung der Zielgruppen (Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und Studierende) entwickelt wurde. Das Konzept verbindet Ansätze der kulturellen Bildung, der Medienbildung und der Demokratiebildung. So etwa macht Reuchlin digital das Museum als authentischen Ort am Standort von Reuchlins einstiger Bibliothek an der sogenannten „Wand des Humanismus“ sinnlich erfahrbar:  mit Verfahren wie der Greenscreen-Technik bei dem sich die Schülerinnen und Schüler virtuell in diese Wand hineinplatzieren können. „Mit den digitalen und  differenzierba-ren Formaten, die sich die Schülerinnen und Schüler auswählen und mit denen sie selbstgesteuert das Museum erkunden, schaffen wir innovative lebensweltliche und handlungsorientierte Zugänge und öffnen das Museum für alle Schulen,“ so die beiden Projektleitenden Claudia Baumbusch und Daniel Autenrieth.

Insbesondere das agile Projektmanagement und die Kooperation mit den Forscherklassen aus den drei Partnerschulen Carlo Schmid Schule, Karl Friedrich Werkrealschule und Reuchlin Gymnasium sowie die Zusammenarbeit mit der PH Ludwigsburg haben den Projektverlauf und die Ergebnisse mitgestaltet.

Mit großem Stolz wurde auch das jüngste Ergebnis der Projektarbeit präsentiert: der von Daniel Autenrieth konzipierte Escape Room on demand „Reuchlin Escape“. Bei diesem, nach Prinzipien des Game-based Learning aufgebauten Format, wird das Museum Johannes Reuchlin für 120 Minuten zum Spielort.

Zum Abschluss schilderten die Verantwortlichen den Verlauf des auch von der Löblichen Singergesellschaft von 1501 und von den Freunden der Schloßkirche e.V. finanziell unterstützten Projekts. Die Übertragbarkeit und Nachhaltigkeit von Reuchlin digital basiert unter anderem auf der Verwendung und Adaptation bereits bestehender mobiler Anwendungen, mit denen die Schülerinnen und Schüler auf entsprechend konfigurierten Tablets aktiv-produktiv arbeiten. Die hoch flexible Plattform könne jederzeit mit überschaubarem Ressourcenaufwand für weitere oder neue Formate angepasst und ausgebaut werden. Der Mehrwert für die Zielgruppen bestehe neben dem Wissenszuwachs vor allem im Gewinn von Medienkompetenz und in der Förderung wichtiger Fähigkeiten wie Kreativität, Kommunikation, Kooperation und kritischem Denken. Das sind Kompetenzen für das 21. Jahrhundert, die für die Bewältigung anstehender Zukunftsaufgaben und Herausforderungen grundlegend sind.

Ein Wehrmutstropfen bleibt: Aufgrund der Corona-Krise wird das Angebot vorerst wohl nicht von Schulklassen genutzt werden können. Sollte sich die Situation ändern, sind Anmeldungen und ausführliches Informationsmaterial sowie Unterrichtsmaterial für Lehrkräfte ab sofort über die Plattform reuchlin-digital.de möglich.